Hermann-Gmeiner-PreisträgerInnen 2016

2016 wurde der Hermann-Gmeiner-Preis an Frau Daliborka Matanovic aus Kroatien und Herrn William Silva dos Santos aus Brasilien verliehen. Die Verleihung fand im Juni 2016 anlässlich der Generalversammlung von SOS-Kinderdorf International in Innsbruck, Österreich statt.

 

Daliborka Matanovic aus Kroatien

Es gab eine Zeit, in der Daliborka Matanovic glaubte, dass ihr nur schlimme Dinge passieren würden. Heute ist die 27-jährige Junior-Investmentmanagerin aus Kroatien sogar dankbar dafür, was sie alles durchmachen musste.

Daliborka war noch sehr klein, als ihre Familie aus Bosnien-Herzegovina nach Kroatien flüchtete. Bald darauf starb ihr Vater, und bereits mit 12 Jahren kümmerte sie sich um ihre kranke Mutter und ihre beiden jüngeren Geschwister. Sie lebten in einem kleinen Haus ohne Heizung und fließend Wasser. Trotz der enormen Herausforderung ging Daliborka während dieser Zeit immer zur Schule. „Nach der Schule ging ich nach Hause, um zu kochen. Jeden zweiten Tag musste ich Trinkwasser von einem 1 Kilometer entfernt wohnenden Nachbarn holen gehen“, erzählt Daliborka. Als die Mutter starb, wurden Daliborka und ihre Geschwister ins SOS-Kinderdorf Lekenik aufgenommen. Es fühlte sich ungewohnt für sie an, sich „um nichts mehr Sorgen machen“ zu müssen.

Von Anfang an fiel Daliborka als eine „außergewöhnlich gewissenhafte, verantwortungsbewusste und hart arbeitende Person“ im SOS-Kinderdorf auf. Durch ihren ambitionierten Einsatz schaffte es Daliborka, ein Stipendium für ein Wirtschafts- und Managementstudium zu erhalten. Im Jahr 2010 wurde ihr Name in die Liste von Kroatiens Top 30 Studenten aufgenommen.

Während des Studiums trat Daliborka für die Rechte junger Menschen in Fremdunterbringung ein. Daraufhin wurde sie in den leitenden Rat des SOS-Kinderdorfs Lekenik berufen. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie bei einem Finanzprojekt für USAID mit, bis sie dann als Junior Investment Managerin bei einem Investment Fonds ihre neue Tätigkeit fand. Als ihren größten Erfolg bezeichnet Daliborka jedoch ihre Ernennung zum offiziellen Vormund für ihre beiden Geschwister – mit nur 18 Jahren war sie somit die jüngste Person, die in Kroatien jemals diese große Verantwortung übertragen bekam.

„Es mag eigenartig klingen, aber ich bin dankbar für die schlimmen Zeiten in meinem Leben. Sie lehrten mich, Gutes und Schlechtes zu unterscheiden, realistisch und am Boden zu bleiben und all die guten Dinge und Werte meines Lebens zu schätzen. Ich bin dankbar, weil all das mich stark und unabhängig gemacht hat. Jetzt kann ich alles schaffen.”

William Silva dos Santos aus Brasilien

Williams Motto: "Machen wir die Welt zu einem besseren Ort!" William Silva dos Santos hat nicht viel Erinnerung an seine Kindheit vor der Aufnahme ins SOS-Kinderdorf Rio Bonito, Brasilien. Erst später erfuhr er, dass er einmal tagelang ohne Essen mit seinen Geschwistern eingesperrt war. Jetzt lebt er für die Worte aus Michael Jacksons Song: „heal the world, make it a better place for you and for me“.

Nachdem William als 8-Jähriger in eine liebevolle und fürsorgliche SOS-Familie aufgenommen wurde, erfuhr er durch eine deutsche Familie zusätzliche Unterstützung. Seine Patin Susanne Garavy ermutigte ihn dazu, fleißig zu lernen, und die Familie übernahm die Kosten für Williams Besuch einer Privatschule. Bald begann William, seinen Brüdern und Schwestern im SOS-Kinderdorf bei den Hausaufgaben zu helfen. Mit 12 Jahren wurde er sogar Computer-Trainer im SOS-Nationalbüro in Brasilien.

Obwohl William nun schon lange nicht mehr im SOS-Kinderdorf wohnt, unterstützt er seine Brüder und Schwestern dort auch heute noch – einerseits in finanzieller Hinsicht, aber „…am liebsten motiviere ich sie dazu, weiterhin zu kämpfen, zu studieren und zu arbeiten“. Obwohl er mehrere Stipendien erhielt und als Teenager an Austauschprogrammen teilnahm, durfte William wegen Visa-Problemen nicht in den USA Medizin studieren, was sehr enttäuschend für ihn war. Diese Tatsache hielt ihn jedoch nicht davon ab, sich zu einem hochqualifizierten Krankenpfleger der Intensivmedizin im Sao Camilo Krankenhaus in Sao Paulo ausbilden zu lassen.

Die Liste von Williams freiwilligen Einsätzen für Wohltätigkeitszwecke ist lang. Unter anderem hat er als Gründer und Vorsitzender des lokalen Rotary International Clubs viele Projekte organisiert, wie zB Fundraising, Gesundheitspflege, Sammlungen von Bekleidung, Essen und anderen Produkten für wohltätige Einrichtungen, sowie eine Spende von 1500 Büchern für Krankenhausbibliotheken.

Die Leistungen, auf die William besonders stolz ist, sind seine erfolgreiche Arbeit als Krankenpfleger, die Eröffnung einer eigenen Sprachschule, die Gründung und Führung eines Altenheims, sowie die Eröffnung einer Damenbekleidungsfabrik.